Sonntag, 27. Juli 2014

Technobabble: Eine Lanze für die Blu-Ray

Gegen das Blu-Ray-Disc-Format (BD) kann man sicherlich problemlos Einwände finden:
Zum Beispiel hat es leider einen üblen Kopierschutz sowie die völlig unnütze "BD-LIVE" Funktion, die der Player zum Ausspähen des Userverhaltens missbraucht. Das ist nachgewiesen. Das Ziehen des Netzwerksteckers oder das Deaktivieren der Funktion (sofern überhaupt möglich) quittieren manche Spieler mit Streik oder Nag-Screens.

Die Vorteile liegen jedoch auf der Hand:
Blu-ray hat durch die etwa vierfache Pixelzahl gegenüber der sog. Standard-Definition (SD), wie wir sie von der DVD und vom digitalen Fernsehstandard DVB kennen, auch auf kleineren TVs die deutlich sichtbar bessere Full-HD-Auflösung. Mittlerweile sind auch kleinere TV-Geräte Full-HD-tauglich, das früher verbreitete "HD-Ready" gibt es bestenfalls noch auf dem Gebrauchtmarkt. Wichtig ist allerdings, dass die TV-Geräte unbedingt auf "Just Scan" oder "no Overscan" gestellt werden, denn sonst werden ca. 6% des Videobilds an den Rändern abgeschnitten unter deutlichem Schärfeverlust durch die damit verbundene Skalierung.

Neben der prinzipbedingten geringeren Auflösung leiden DVDs außerdem an der relativ geringen Maximaldatenrate von ca. 9,5 Mb/s, die sich sämtliche Ton- und Untertitelspuren mit der Videospur teilen müssen (auch die, die gerade nicht genutzt werden). Bei üblicherweise drei oder mehr Sprachspuren und noch mehr Untertitelsprachen bleibt in der Regel zuwenig Datenrate für schnell bewegte Videoinhalte übrig, was oft zu sichtbaren Bildartefakten (den typischen "Klötzchen") führt. Das ist bei Blu-ray kein Problem mehr, auch schon, weil effektivere Videocodecs als das betagte MPEG II der DVD verwendet werden dürfen.

Es gibt aber noch weitere Vorteile der BD wie die 3D-Fähigkeit (davon habe ich schon als Kind geträumt, seit es damals die ersten Versuchssendungen in Rot-Grün-3D im Fernsehen gab). Ein weiterer, nicht zu unterschätzender Vorteil ist die Fähigkeit, Kinofilme mit 24 Bildern pro Sekunde, also exakt demselben Tempo wie im Kino abzuspielen. Auf europäischen DVDs (PAL-System) laufen alle Kinofilme mit 25 Bildern pro Sekunde, werden also etwa 4% schneller abgespielt. Erst in jüngerer Zeit wird die daraus resultierende hörbare Tonerhöhung um etwa einen Viertelton nach oben (worunter insbesondere Musikfilme gelitten haben) durch entsprechendes Processing kompensiert. Zu schnell laufen die Filme dennoch.

Mittlerweile scheint sich das Format auch auf dem Nischenmarkt Hires-Audio durchzusetzen. Die bislang verfügbaren Formate SACD und DVD-Audio sind nicht zuletzt auch deshalb gescheitert, weil es dafür neue Player brauchte, deren Mehrwert nur darin bestand, diese Formate abspielen zu können. Ein BD-Player kann aber hochauflösendes, unkomprimiertes Audio auch in der preiswertesten Standardversion abspielen - so definieren die neuen Marketing-Initiativen "PureAudio Blu-Ray" und "High Fidelity Pure Audio" keine neuen Formate, sondern sind vollkompatible Varianten des normalen Blu-Ray Standards.Ob dieser Tonträger langfristig die CD ablösen wird, ist jedoch keine Frage, denn die CD ist bereits längst abgelöst und das Ende der BD kommt in einigen Jahren unausweichlich, spätestens wenn in jedem Wohnzimmer ein 4k-Fernseher steht.

Besitzer einer gut durchmischten Sammlung aus BD, BD-3D, DVD-V, DVD-A, SACD und CD, sowie deren gebrannter Derivate müssen nicht verzweifeln, denn derzeit gibt es ausreichend gut funktionierende Kombiplayer für sämtliche Formate (ein Oppo muss es nicht sein, der Pioneer BDP-450 tut es für 260 € auch - aber bitte nicht den Vorgänger BDP-440 nehmen, der ist leider Murks!).